Viele Formulare, Rückfragen, Erklärungen waren erforderlich, bevor die Vorsitzenden der Max Ernst Gesellschaft endlich am 12.Juni 2006 in Anwesenheit bedeutender Vertreter der Stiftung Max Ernst und zahlreicher Mitglieder der Max Ernst Gesellschaft in einer kleinen Feierstunde dem neuen Leiter des Max Ernst Museums, Herrn Dr. Sommer, ein Geschenk für
das Museum überreichen konnten: eine aus Privatbesitz stammende
MICROBE,
welche Max Ernst 1964 selbst mit herzlichen Worten versehen und an seine Moskauer Freunde, den Dichter Jewgeni Jewtuschenko und seine Frau Galia, geschickt hatte.
Nach Gruß- und Dankesworten des 1. Vorsitzenden der Max Ernst Gesellschaft, Dieter H.A.Gerhards, des stellvertretenden Stiftungsratsvorsitzenden, Bürgermeister Michael Kreuzberg, und des Museumsleiters, Dr. Achim Sommer, ging der wissenschaftliche Leiter des Museums, Dr. Jürgen Pech, genauer auf das Kleinod ein:
Mikroben sind extrem kleine, aber höchst vitale Lebewesen. Max Ernst bezeichnete so vielfach die für ihn so typischen kleinen, zunächst schlicht erscheinenden, aber dennoch sehr aussagestarken Bilder.Die hier übereignete Microbe schuf er in Sedona, wo sich der Künstler nach seiner Vertreibung aus Europa zusammen mit seiner Frau Dorothea Tanning in einer gigantischen Landschaft ein einfaches Heim geschaffen hatte. „Das Große wird in kleinste Universen verwandelt“, befand Pech und erläuterte die in Mischtechnik vorliegende bräunliche Gebirgslandschaft, die trotz Kleinstformat die gigantische Welt Neu-Mexikos erahnen läßt, und die durch den blauen Streifen im Vordergrund Weite und Hoffnung evoziert. Der im freien Westen lebende Künstler hätte nicht besser non-verbal und dennoch eindringlich seinen russischen Freunden hinter dem „eisernen Vorhang“ die Hoffnung auf Freiheit übermitteln können, als er 1963 auf dieses kleine Kunstwerk zurückgriff und es ihnen aus Paris nach Moskau schickte. Auch der Hinweis auf einen gemeinsamen Freund, einen kubanischen Dichter, läßt erkennen, dass Max Ernst sich intensiv mit dem Problem der künstlerischen Freiheit unter politischer Diktatur befaßte.
Der Museumsbesucher hat nun Gelegenheit, Bild und Brief
(Vor- und Rückseite, durch einen Plexiglaskasten geschützt)
eingehend zu studieren und sich von der herzlichen persönlichen
Botschaft des Künstlers anrühren zu lassen.