„Jean Lurçat? Wer ist Jean Lurçat?“ fragten viele bei der Ankündigung einer Fahrt zu Deutschlands erstem und einzigem Lurçat-Museum. Obschon der vielseitige Künstler zeitgleich mit Max Ernst lebte und auch in zahlreichen Ausstellungen neben ihm vertreten war, u.a. 1927 („Oeuvres récentes de Jean Lurçat, Hans Arp, Max Ernst“) und 1932 („Les plus récentes peintures de Arp, Torrès-Garcia, Max Ernst, Lurçat“) in der Pariser Galerie Jeanne Bucher, und obschon seine Tapisserien die Wände vieler öffentlichen Gebäude schmücken (u.a. den Isabellen-Saal in Kölner Gürzenich), ist sein Werk in Deutschland nur wenigen bekannt.
Der kleine Ort Eppelborn nahe Saarbrücken verdankt dem Kunstsinn und der Initiative von Paul Ludwig und Matthias Marx eine einmalige Schatzkammer, die mit rund 300 Werken einen Überblick über alle Schaffensphasen des Malers, Keramikers, Teppichwirkers, Dichters Jean Lurçat (1892 – 1966) bietet. Der Gründer und Leiter des Museums, Pfarrer Matthias Marx, schilderte die abenteuerliche Entstehungsgeschichte der Sammlung: Sie begann mit dem zufälligen Besuch einer Lurçat-Ausstellung in Bayeux, dem Erwerb eines von Lurçat entworfenen Wandteppichs, der Gründung der Paul-Ludwig-Stiftung. Durch glückliche Wendungen, enormes Engagement und sicher auch viel Verhandlungsgeschick und die Unterstützung vieler wuchs sie rasch an und ist heute im 2002 gegründeten deutschen Lurçat-Museum zu besichtigen.
Während einer detaillierten und spannenden Führung durch das Museum, durch einen Film, der Lurçat im Interview und bei seiner Arbeit zeigt, durch zahlreiche Berichte über das Schaffen des Künstlers, über sein Umfeld, vor allem seine Beziehung zu den Surrealisten in Paris und sein politisches Engagement in der Résistance, vermittelte Pfarrer Marx den Mitgliedern der Max Ernst Gesellschaft ein faszinierendes Bild von Person und Werk des bis dahin wenig bekannten Künstlers.