William S. Liebermann schreibt unter Bezugnahme auf autobiographische Angaben des 1891 geborenen Max Ernst: “1894 Erster Kontakt mit der Malerei: Der Knabe beobachtet den Vater bei der Arbeit an einem kleinen Aquarell, genannt „Einsamkeit“. Es stellte einen Eremiten dar, der, in einem Buchenwald sitzend, die Heilige Schrift liest. Etwas Friedliches und zugleich doch Bedrohliches ging von dieser „Einsamkeit“ aus … Niemals vergaß Max die Faszination und die Bedrückung, die er einige Tage darauf empfand, als sein Vater mit ihm zum ersten Mal in den Wald ging. Man kann das Echo dieses Gefühls in vielen Wäldern, Visionen, Sonnen und Nächten von M.E. wiederfinden.“
Auch Dr. Helmut Leppien, Mitglied im Beirat der Max Ernst Gesellschaft, stellte diese frühen Naturerfahrungen im Wald um Brühl in den Vordergrund seiner Ausführungen, die gleichzeitig den Auftakt der diesjährigen Themenreihe der Max Ernst Gesellschaft bilden. Ebenso engagiert wie überzeugend legte der Referent dar, dass Naturliebe des Vaters und Begegnung mit der Natur den jungen Max Ernst entscheidend geprägt haben. Beim Vergleich mit Naturdarstellungen vergangener Jashrhunderte, z.B. aus der Renaissance, wurde aber auch deutlich, dass Max Ernst nicht nur durch Naturerleben, sondern auch durch seine hervorragende Kenntnis der europäischen Malerei inspiriert wurde, und wie eigenwillig er zugleich bereits in seinen frühen Waldbildern zukunftsweisend neue Gestaltungsmöglichkeiten erfand
Die äußerst zahlreiche Zuhörerschaft dankte Herrn Dr. Leppien für seine einfühlsamen und kenntnisreichen Hilfen, Aussagen aus dem Werk des Brühler Weltkünstlers zu entschlüsseln, mit herzlichem Applaus und nutzte gerne die Gelegenheit, auch nach dem Vortrag noch weitere Gespräche mit dem renommierten Kunsthistoriker zu führen.