Max Ernst und Humanae Vitae
Vortrag Dr. Ursula Lindau 5.2.2006
Vortrag Dr. Ursula Lindau 5.2.2006
Erstmals kooperierten Max Ernst Gesellschaft und Max Ernst Museum in einer Matinee, in der das im Museum befindliche Bild HUMANAE VITAE, vergrößerter, zentraler Bestandteil der Collagemappe „Tagebuch eines tausenjährigen Astronauten“, durch die Kunsthistorikerin Dr. Ursula Lindau interpretiert wurde.
Zunächst meint man, die Collage nicht als Werk von Max Ernst identifizieren zu sollen: Das Blatt aus einem Modejournal des 19. Jahrhunderts, vom Künstler bearbeitet, stellt junge Frauen der Oberklasse dar, geschnürt, à la mode geputzt, die soziale Stellung ihrer Männer aufwändig dokumentierend. Diese tauchen im Bild nicht auf, wohl aber vom Künstler geschickt eingefügte Symbole der Männlichkeit, die auf den „Verwendungszweck“ der Frauen hinweisen. Auch dieser, nämlich ihre Kinder, treten nicht in Erscheinung. Sie sind sozusagen „ausgelagert“, wie eine weitere Collage zeigt, mit prächtigem Spielzeug ausgestattet, von Kinderfrauen betreut. Diese scheinbar heitere Kinderwelt durchziehen Vanitas-Symbole, die darauf hinweisen, dass das Leben der Frauen kurz und wertlos sein wird, wenn sie ihre Funktion erfüllt haben. Hintergründig und feinsinnig kommentiert Max Ernst hier die in der 1968 erschienenen päpstlichen Enzyklika HUMANAE VITAE TRADENDAE MUNUS GRAVISSIMUM (Die äußerst schwierige Aufgabe der Weitergabe menschlichen Lebens) vertretene Ablehnung künstlicher Geburtenregelung.
Die kenntnisreichen, differenzierten Ausführungen der Referentin vermitteln einen hoch interessanten Einblick in die Gedankenwelt von Max Ernst. Sie wurden von der Kreissparkasse Köln veröffentlicht, sind im Buchshop des Museums erhältlich und sollten unbedingt aufmerksam gelesen werden.